Freitag, 2. September 2011

Von der Bedrohung durch die Bademantelmafia, Gegenstromschwimmern und der k.u.k-Melancholie

Die einen bezeichnen es als Wellness-Urlaub mit Erholsamkeitsfaktor in Formvollendung, die anderen empfinden es als reinstes Adventure-Erlebnis. Spiel, Spaß, Schokolade (und Asti). Nach einigen Tagen der Blog-Abstinenz melde ich mich erholt zurück und vermelde, in der Zwischenzeit keineswegs untätig gewesen zu sein. Der Alltag bietet ausreichend Geschichten, wenn man aufmerksam Land und Leute beobachtet. Die Rückkehr soll umso feierlicher mit dem vielsagenden Zitat eröffnet werden (bitte den ostösterreichischen Slang der Vollblut-Proleten dazu denken): „Die an boxen mehr, die a(u)ndan haun afoch her.“ (Aha?!?) Bei so viel Weisheit tut man sich zugegebener Maßen schwer, wie Dori gelehrt hat einfach schwimmen und dabei geflissentlich wegzuhören und das zu tun, was diese vier Herrschaften bereits eindrucksvoll vollbracht zu haben scheinen: geistig abzuschalten. Wen man sich also als Zitatgeber vorstellen darf, scheint mir hinreichend geschildert... wie man sich +50-Vollblut-Proleten aus dem Osten Österreichs eben vorstellen mag (sofern man das mag). Nach dieser sagenumwobenen Aussage entstand bei mir der innerliche Wunsch nach Papier und Bleistift, um diesen Satz für die Nachwelt festhalten zu können. Eine panische, aber von Erfolg gekrönte Suche begann. Es bewahrheitete sich der Spruch „a pencil and a dream can take you everywhere“ erneut.

Dabei war der Zweck der Reise eigentlich banaler Natur und konzentrierte sich darauf die Mitte zu finden - und diese wurde in B.A. rein zufällig gefunden (Hoamweh nach B.A.). Nun gut, wenn man seine Urlaubsdestination im Vorfeld so zielsicher plant, kann auf keinen Fall etwas schief gehen. Die Mitte haben wir also gefunden – nach der Darbietung der vier Panzersoldaten (und ein Hund) zumindest in geographischer Hinsicht.

Die Hotelbewertung

Vorausschicken möchte ich, dass es wirklich sehr nett war – und ein durch und durch erholsamer Kurzurlaub. Einigen mag es beim Terminus „nett“ zwar die Nackenhaare aufstellen – aber ich fürchte, ich kann mich nicht um alles kümmern, tut mir leid.

Mut[h] kann man nicht kaufen. Dem Gast gleich zur Begrüßung den Bewertungsbogen in die Hand zu drücken, spricht entweder von grenzenloser Selbstüberschätzung oder dem Hang zum Masochismus. Oder man weiß, dass man nicht früh genug mit Schreiben beginnen kann? Ich glaube nicht, dass die wollen, dass ich meine Meinung sage... denn was sie im Gegensatz zu vielen anderen Leiderprüften (noch) nicht wissen: bei mir gibt es das sozial erwünschte Antwortverhalten nicht! Da hilft nur eins: Prosecco mit Fruchtmark (bitte in gewohnter Weise nach eigenem Belieben das einsetzen, was ihr wollt - ich hab alle durchprobiert und bleib bei Pfirsichmark)

Was man uns in der Hotelbeschreibung verheimlichte, ist die mit Nachdruck formulierte Aufforderung, keine Geheimnisse voreinander zu haben... (Wenn man es bis zu dem Urlaub in gutem Glauben hatte, spätestens nach diesem Aufenthalt ist das Geschichte.) Ich sage nur: Vielen Dank an den Innenraumarchitekten, der zumindest an das kleine, aber unglaublich wesentliche Detail der Jalousien zwischen Wohnraum und Badezimmer gedacht hat! Was zählen schon Design, Technik, Innovation und Fortschritt, wenn man auf die für Handtücher und Bademäntel vorgesehen Aufhängevorrichtungen Nichts anbringen kann, weil man sonst die Kombitüre (für Dusche und WC – Wem bitte ist so etwas eingefallen???) nicht öffnen kann. Weiters wurden wir erst vor Ort auf den 2-nächtigen Kurs „Fakir für Fortgeschrittene“ (Anm. d. Red.: Nicht nur Humbug ist omnipräsent!) aufmerksam. Aber wir sind sehr lernfähig, im Gegensatz zur Wirbelsäule – die gab sich den restlichen Aufenthalt eher unbeugsam. Der sprachfehlerbehafteten Bitte von King Julian „Wackel mit da Hufte“ kann aus oben beschriebenen Gründen aktuell nicht nachgegangen werden. Natürlich ist hier das wirtschaftliche Geschick des Hoteliers unübersehbar im Vordergrund. Man nehme die härteste Matratze, die sich auf Gottes weiten Erdboden auftreiben lässt (es könnte jedoch auch einfach ein mit Leintuch bespanntes Holzbrett gewesen sein – wir haben uns davon nicht selbst überzeugt), dann geht das mit dem Wunsch nach einer Massage ganz automatisch. Auch der Föhn hat es mir angetan. Während so einer Haartrockenphase, die bei mir üblicherweise sehr kurz ausfällt, benötigt das gute Stück 3 Pausen, um sich wieder abzukühlen. In der Zwischenzeit gilt: Rien ne va plus. Wer nun über wirklich langes Haar verfügt, ist wohl mit Kaiserin Elisabeths Methode besser beraten.

Frühstücksfernsehen

Was man sich darunter vorstellen darf? Die Darbietung der Frühstückskellnerin war wirklich erheiternd. Eine junge, dynamische Abservierdame, höchst ambitioniert und voller Effizienzdrang. Es war schaurig schön anzusehen, wie sie eine Dreiviertelstunde lang zehn Tische (manche davon eben mehrmals) neu eingedeckt hat. Das dahinterliegende System (???) wirklich einmalig! Ich mut[h]maße bösartig, dass sie für ihre Tätigkeit mindestens das amtliche Kilometergeld ausverhandelt hat.
Es drängt sich im Allgemeinen der Eindruck auf, ein Möchtegern-Larimar sein zu wollen. Jedoch die einzige Gemeinsamkeit besteht im Anfangsbuchstaben L.

Schön war's in B.A. - am Schönsten ist es aber doch zu Haus'!

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